Montag, 23. April 2012

Following The Summer part 2 Sumatra

 
Die Tuere geht auf, die Luft von außen vermischt sich mit der Luft des Flugzeuges, die Haut belegt sich in Sekundenschnelle mit Schweiß, die Kleider kleben am Koerper. Wir, meine Frau Svetana und ich, sind definitv in Sumatra gelandet.
Sumatra ist die westlichste Insel Indonesiens und liegt nahe am Äquator.
In Medan trafen wir uns mit Halim. Er kommt urspruenglich aus Deutschland, lebt aber schon viele Jahre in Sumatra und half uns beim Organisieren unserer Kayaktrips. In Brastagi erholten wir uns von der Anreise. Wir bestiegen den noch aktiven Vulkan Sibyak und schlugen uns mit Fruechten den Bauch voll. Die Auswahl an Fruechten ist enorm. Man kann fast jede exotische Frucht bekommen, die man kennt oder auch nicht. Am Abend verwandelten sich die Straßen von Brastagi in eine kulinarische Hochburg. Es wurden Essensstaende aufgestellt, an denen Fisch, Fleisch und extrem sueße Backwaren zubereitet wurden. Wir fuehlten uns wie im siebten Himmel.
Nach den himmlischen Tagen in Brastagi ging es fuer uns das erste Mal auf das Wasser. Am Programm stand der Fluss Wampuu. Um diesen zu erreichen mussten wir ans Ende einer Strasse fahren um anschliessend den Weg durch einen steilen, rutschigen und dichten Regenwald zu finden. Zum Glueck waren die Einheimischen von ??? sehr hilfsbereit und halfen uns dabei.  Am Einstieg angekommen schlugen Sie uns mit ihren Macheten einen schoenen Schlafplatz ins Gebuesch. Die Effizienz einer Machete ist erstaunlich. Die Dimensionen der Gewaechse sind riesig. Die Baeume haben Umfaenge wie Brueckenpfeiler und sind so hoch, dass wir die Wipfel nur erahnen konnten, die Blaetter sind groß wie A4. Als sich der Tag zur Nacht wandelte, fing der Wald an zu leben. Tiere kommunizierten, Baeume bogen sich im Wind und der Fluss rauschte im Hintergrund, es war ein bisschen unheimlich.
Am naechsten Morgen machten wir uns auf zum Wasserfall. Der Weg dorthin war nicht einfach. Wir mussten uns weiterhin durch den Urwald schlagen, manchmal mussten wir sogar im Flussbett unsere Schritte auf den rutschigen Steinen setzen und durstige Blutegel saugten sich an unsere Beine. Nach einer Stunde erreichten wir den Wasserfall und all die Strapzen waren vergessen. Der gesamte Fluss stuerzt ca. 30m in die Tiefe, der Pool ist riesig und wird begrenzt von steilen Felswaenden, die mit Moos bewachsen sind, die Gischt reflektierte die Sonne in alle Richtungen und zauberte Farben in die Luft, es ist ein magischer Platz.
Das Wissen, dass an dieser Stelle ein Staudamm gebaut werden soll und, dass wir vielleicht zu den letzten Paddlern zählen, die sich von der  Magie verzaubern lassen können, machte uns die Einzigartigkeit dieses Erlebnisses bewusst mit einem lachenden und einem weinenden Auge.
Mit Ausdauer und Konzentration beobachteten wir die stürzenden Wasser, legten im Geiste fahrbare Routen an und zerstreuten im Gespräch unsere Zweifel über die Befahrbarkeit des Wasserfalls. Eine Befahrung ist aufwändig und benoetigt ein groeßeres Team, weil der Zustieg ueber die steilen unmoeglich ist und eine Befahrung durch die oberhalb liegende Schlucht eine expedition fuer sich ist.
Nach dem wunderschoenen Morgen starteten wir unsere Flussfahrt. Das Wildwasser wies mit viel Wasser den dritten Schwierigkeitsgrad auf, am Ufer gesäumt von einer Vielfalt von Gewächsen, außerdem erspähten wir unterschiedlichste Tiere, zum Beispiel Iguans, Affen, und sonderbare Voegel. Die Umgebung des Wampoo übertrumpft den Abenteuerfaktor von so manchem Fluss im hoechsten Schwierigkeitsgrad.
Unser zweites Camp schlugen wir neben einer verlassenen Fischerhuette auf, in der wir eine Angel mit Haken gefunden hatten. Also versuchten wir unser Glueck! Leider blieben wir ohne Erfolg und griffen auf unsere koestlichen Instantnudeln zurueck. Zu spaeter Stunde mussten wir die Fischerhuette als Unterschlupf gegen den Regen nutzen.
Der zweite Tag fuehrte uns vom wilden Dschungel zurueck in die Zivilisation. Nach den drei Tagen in Abgeschiedenheit hat es uns nach Bukeht Lavang gezogen. Wir beobachteten Orang Utans in freier Wildbahn.. Im …. Nationalpark werden Orang Utans in die Natur reintegriert. Die Orang Utans  sind der Wahnsinn! Die riesigen Affen hangeln sich mit ihren enorm langen Armen von Baum zu Baum, als waere es das leichteste der Welt. Bei genauerem Hinnsehen kann man sogar die Aehnlichkeit zum Menschen erkennen. Die Orang Utans sind von der gesamten Tierwelt dem menschlichen Erbgut am naechsten.
Von nun an sollte uns der Weg zum Asahan fuehren. Wir mieteten uns ein Transportmitel fuer die naechsten Tage, dabei staunten wir nicht schlecht, als ploetzlich ein LKW vor der Tuer stand. Somit ging es mit ueberdimensionerten Shuttelfahrzeug in Richtung Asahan. Nach der neunstuendigen Fahrt erreichten wir Parithehan. In dem kleinen Dorf quartierten wir uns bei John und seiner Familie ein. John betreibt das einzige “Hotel” in einem Umkreis von 100km. Nachdem wir unser Zimmer bezogen hatten, folgten wir den magischen Rufen des Wassers..
Wir paddelten als Warm-up den Hula-Huli, dieser Abschnitt ist Funboating pur: eine Stunde durchgehend Wavetrains, Surfwellen, kraeftige Kehrwasser und nicht zu vergessen: warmes! Wasser. Die Wassertempeatur liegt bei ca. 20 Grad, daher benoetigten wir keine laestigen Paddleklamotten. Spritzdecke, Helm und Schwimmweste genügten. Diesen Fluss an meinen Geburtstag zu paddeln, war das beste Geschenk aller Zeiten. Wir nutzten diesen Flussabschnitt jeden Tag als Gutenmorgenrun.
Am naechsten Tag nahmen wir den Honeymooncanyon  in Angriff. Am Einstieg stürzten wir uns am Blackriver, einem Seitenbach des Asahans, von einer ca. drei Meter hohe Stufe, um dann in den Asahan zu treiben. Es war ein, im wahrsten Sinne des Wortes, Bombengefuehl, die Kraft und Wucht des Asahans auf unseren Paddelblaettern zu spueren. Diese Strecke sollte fuer uns mit Abstand die landschaftlich schoenste vom Asahan werden. In den engen Schluchten genossen wir die Abgeschiedenheit, Wildnis, Exotik und Einzigartigkeit in vollen Zuegen. Die Schwierigkeiten ueberschritten den dritten Grad nur einmal bei einem Mustrun, der unmöglich umtragen werden konnte. Der Honeymoonhorror ist eine wuchtige 4er Stelle. Sie ist nicht schwer jedoch riesig, somit kamen wir wildwassertechnisch auch noch auf unsere Kosten.
Am Abend erhielten wir die Botschaft, dass uns unser Fahrer plus Fharzeug am naechsten Abend verlassen muss. Anfangs wussten wir nicht, was wir machen sollten. Sollten wir unseren Asahantrip abbrechen oder sollten wir uns um eine Alternative umsehen? Auf Grund der Tatsache, dass wir noch nicht alle Abschnitte des Asahans gepaddelt waren, versuchten wir mit der Hilfe von John und Sharul eine Loesung zu finden - ohne Erfolg.
Der naechste Tag sollte uns diese Sorgen vergessen lassen. Wir ließen uns morgens bis zum Auslass des Stromkraftwerkes “Asahan 2” shutteln. Von dort starteten wir mit “Neverending”. Neverending ist vergleichbar mit Itanda am Weißen Nil, nur 4 Kilometer lang und im Creekboot. An der ersten Kurve wartete die groeßte Herausforderung auf uns, das “Rabbithole”: eine sehr schnelle und wuchtige Stromschnelle, die einige Mustmoves fordert, gefolgt von wuchtigem Wildwasser im vierten Grad ohne Pause. Wuchtwasser pur! Scouten war nur auf den Wellenbergen moeglich, schnelles Reagieren ein Muss, gutes Kanten, um auf der Spur zu bleiben, kraftsparend, kraeftige Boofs sorgten für Fun und das Ganze im Blue-Angel-Style (Einer direkt hinter dem Anderem). Der Ritt ließ uns ganz schoen außer Atem kommen und klang im darauffolgenden Hula-Huli Run perfekt aus..
Am Ausstieg wartete unser Shuttelfahrer schon auf uns. Sein Anblick erinnerte uns daran, dass das unsere letzte Fahrt am Asahan gewesen sein soll!  Das war so gar nicht in unserem Sinne!. Wir ließen unseren Fahrer alleine von Paritehan abreisen. Wir beabsichtigten, unsere Paddeltrips mittels Autostop zu organisieren. Angesichts unseres Gepaecks samt Boote und Paddel, mit dem wir irgendwie nach Medan zurük gelangen sollten, zweifelten wir an unserer Entscheidung. Autostop funktionierte anfangs auch nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Die Loesung fuer unser Problem war “Boda-Boda”. Boda-Bodas sind Motorradtaxis in Uganda, die die Kundschaften samt Booten zum Fluss oder zurueck transportieren. Dies sollte doch auch in Indonesien moeglich sein!!! Wir versuchten, Shahrul von unsrer Idee zu ueberzeugen. Nach einigen Erklaerungen und einer kurzen Testfahrt ließ er sich auf das Ungewisse ein. Er war erstaunt, wie gut es funktionierte.
Nach der Flussfahrt versuchten wir es erneut mit Autostop. Dieses Mal hatten wir mehr Glueck und konnten nach wenigen Minuten einen Pick-up stoppen. In Kombination mit Boda-Boda und Autostop konnten wir alle Flussabschnitte des oefteren paddeln. Ingesamt verbrachten wir sieben Tage im Asahantal.
Die Rueckreise nach Medan viel uns schwer. Wir organisierten sie uns mit oeffentlichen Verkehrsmitteln. Abgesehen von einem kleinen Aufpreis fuer unsere Kajaks gab es keine Problem. Die Preise fuer die Busse sind sehr gering, fuer umgerechnete sechs Euro wurden wir nach einer achtstuendige Busfaht auch noch zur gewuenschten Adresse in Medan gebracht.
Während einer kurzen Unterbrechung auf dem Weg nach Medan erholten wir uns von einer Woche Paddeln am Lake Toba, dem groeßte Kratersee der Welt, der den Asahan mit dem herrlich warmen Wasser speist.
In Medan trafen wir uns wieder mit Halim, bei dem wir auch netterweise einen Teil unseres Gepaecks fuer die restlichen Tage in Sumatra unterstellen konnten.
Die letzten Tage entspannten wir uns auf der verschlafenen Insel Pulau Weh. Zur Abwechslung steckten wir die Koepfe mal unter Wasser und beobachteten eine faszinierende Unterwasserwelt. Am Silvesterabend 2011, bei glutrot untergehender Sonne, reisten wir plaudernd durch das Jahr 2011, zufrieden und dankbar mit unserer Ernte an Abenteuern, Eindrücken und Begegnungen! Das Jahr darauf, also am nächsten Tag, brachen wir zu unserem nächsten großen Reiseziel „Neuseeland“ auf. Von den dortigen Erlebnissen wirst du in unserem folgenden Reisebericht lesen.